Ein Superbowl für die Geschichtsbücher

Klaus Krauthan Latest, News

Man kann sicher über die Belichick, Brady und die Patriots geteilter Meinung sein, aber sie haben den Superbowl 51 zu etwas Besonderem gemacht, etwas, was die Zuschauer vor Ort und an den TVs nie vergessen werden, wenn sie nicht schon zur Halbzeit ins Bett gegangen sind. Die werden sich dagegen heute Morgen verwundert die Augen gerieben haben, als sie das Endergebnis gelesen haben. Nach einem 34:28 Overtime Thriller sind die Patriots zum 5. mal mit Brady in den Olymp eingezogen.

Viele haben gesagt, dass Brady den 5. Ring braucht, um endgültig zum Besten QB aller Zeiten gekürt zu werden. Aber wenn wir ehrlich sind, das war er schon davor. Mit 4 Ringen und 6 Superbowlteilnahmen hat er alle anderen QBs schon in den Schatten gestellt. Und wer nun sagt, Montana hätte 4 Ringe bei 4 Teilnahmen, der vergisst, dass er es eben in seinen 13 Jahren bei San Franciscon auch nur die 4 mal in den Superbowl geschafft hat. Dazu hatte er auch die Hilfe von Jerry Rice, einem der besten, wenn nicht der beste WR seiner Zeit und bis Heute. Wen hatte Brady? Für alle Steelers Fans sei natürlich noch Bradshaw in die Waagschale geworfen, der es in 14 Jahren auch auf 4 Teilnahmen und 4 Ringe gebracht hat.

Tom Brady, mit 5 Ringen die absolute Nummer 1 unter den QBs in der Geschichte der NFL bis Heute.

Aber nun hat er den 5. Ring und alle Fragen sind geklärt, wenn es auch zur Halbzeit ganz und gar nicht danach aussah. Denn die Falcons wollten selbst den Titel holen und legten nach einem mauen ersten Viertel im zweiten Viertel richtig los. Matt Ryan, zu Recht MVP der abgelaufenen Saison dirigierte seinen Angriff mit chirurgischer Präzision durch die New England Verteidigung. Und ehe es sich der viermalige Champion versah, lag er 21:0 hinten. Und ein Tom Brady saß nach seinem Fehlwurf, der in einem direkten Touchdown der Falcons endete, geknickt auf der Bank.

Aber die Patriots zeichnet vor allem aus, dass sie in der Halbzeitpause in der Lage sind, den kompletten Gameplan in Offense und Defense so einzustellen, dass man den Gegner in den Griff bekommt. Aber ob die Verantwortlichen selbst noch daran geglaubt hatten, als Ryan seine Falcons zum 4. Touchdown führte und den Spielstand auf 28:3 hochschraubte (die Patriots hatten vor der Halbzeitpause noch ein Fieldgoal zum 21:3 Anschluss geschafft) lässt sich kaum glauben. Einer schien aber noch daran zu glauben. Brady! Er führte sein Team über das Feld und White verkürzte nach einem Pass auf 28:9 (Gostkowskis Kick ging an die Torstange und dann daneben).

19 Punkte Vorsprung sollten die Falcons eigentlich kalt lassen. Aber sie zeigten Nerven. Vor allem die Offense Line, die zuvor Ryan bis auf einen Sack von Flowers gut abgeschirmt hatten, zeigt plötzlich Löcher und Ryan konnte so seine Fähigkeiten nicht mehr entfalten. Nachdem muisslungenen Onsidekick der Patriots hatte man ein kurzes Feld und hätte mit einem Fieldgoal den Vorsprung auf 3 Touchdowns hochschrauben können. Doch statt mit dem Lauf noch ein paar Yards zu machen, kassierte man erst eine Holdingstrafe und wollte dann vielleicht zu viel und Ryan wurde gesackt. Es folgte ein Punt statt den erhofften 3 Punkten.

Auch ein fast perfektes Passerrating und ein gutes Spiel halfen Matt Ryan und den Falcons nicht, die Patriots auf Distanz zu halten.

Stattdessen kamen die Patriots weiter ran. Ein Fieldgoal von Gostkowski brachte die Patriots auf 28:12 heran und damit brauchten sie nur noch 2 Touchdowns um heranzukommen. Den ersten besorgten sie nach einem Fumble von Ryan. Die Situation hätte man vielleicht bei einem Brady oder Rodgers auf dem Feld anders gewertet, aber hier Stand Ryan und versuchte einen Pass zu werfen, als ein Verteidiger heranstürmte und seinen Arm traf, so dass der Ball frei übers Feld kullerte und von den Patriots gesichert werden konnte. Hätten die Refs hier auf unvollständigen Pass entschieden, Belichick wäre mit einer Challenge wahrscheinlich gescheitert, doch der automatische Videobeweis bei Turnovers gab nicht genügend Beweise her, um die Entscheidung auf dem Feld zu drehen.

Für die 25 Yards brauchten Brady & Co. Gerade mal 2,5 Minuten und schon stand es, nach gelungenem Zweipunktversuch 28:20. Nur noch 1 Touchdown. Das wäre also der beste Zeitpunkt, um nochmal eins drauf zu packen, dachten sich wohl auch die Falcons und marschierten plötzlich wieder übers Feld und waren schon in Reichweite eines Fieldgoals, als es erneut anfing. Dieses mal aber andersherum. Erst wurde Ryan gesackt und anschließend kassierten die Falcons eine Holdingstrafe, die sie aus der Reichweite für ein Fieldgoal herauskatapultierte.

Somit gab es einen Punt und lange Gesichter, als Brady seine Offense über 91 Yards in nur 2,5 Minuten übers Feld und zum Touchdown dirigierte. Der gelungene Zweipunktversuch brachte den 28:28 Ausgleich. Den Falcons blieben noch ein paar Sekunden, doch vor dem vorläufigen Abpfiff brachten sie nichts mehr zustande. Und das Glück fehlte ihnen auch in der Verlängerung, denn die Patriots gewannen den erneuten Coin Toss und führten ihren Angriff im ersten Drive direkt zum Touchdown und damit zum Ende des Spiels.

Die erste Overtime, Bradys 5. Ring, 466 geworfene Yards und Bradys 43 erfolgreich angebrachte Pässe sind alles Rekorde, doch der größte war wohl das Comeback nach 25 Punkten Rückstand. Das alles ist gut dazu geeignet, diesen Superbowl in den Geschichtsbüchern zu verewigen. Wenn man jetzt noch den Clutch-Catch von Julian Edelman, der irgendwie, trotz Kontakt zu 3 Verteidigern und mit einem gegnerischem Fuß im Gesicht, den Ball Zentimeter vor dem Boden zu fassen bekam, dazu zählt, dann hat man auch das Play, dass diesen Superbowl einen Namen geben wird. In einer Reihe mit „The Guarantee“, „The Drive“, „The Catch“, aber auch anderen Play, wie „The Immaculate Reception“ und dem „Music City Miracle“.